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66|67Mohammed Balou musste aus dem Irak fliehen und findet in der Einrichtung Liebfrauen Hamm Pflege + Wohnen in Hamm neuen Halt. Das Liebfrauen Hamm Pflege + Wohnen bietet Menschen ein Zuhause, in dem sie sich wohlfühlen, gut versorgt sind und Gemeinschaft erfahren. Die Einrichtung gehört zum Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. (VKA). Ein Bildungspartner der IN VIA Akademie.Hier hat vor 6 Jahren Mohammed Balou seine Berufung gefunden und ist dort heute als Küchenleiter tätig. Mohammed Balou‘s Geschichte ist eine Geschichte der Integration und des Erfolgs von der er hier berichtet: Herr Balou, Sie mussten aus dem Irak fliehen, was ist passiert?Ich bin 2014 im Irak ohne Grund von der Polizei festgenommen worden. Ich war insgesamt neun Monate im Gefängnis und wurde die ganze Zeit über misshandelt. Meine Familie hat mehrere Tausend Dollar Lösegeld bezahlt, damit ich freikomme. Nach diesen Erlebnissen konnte ich nicht mehr zu Hause bleiben. Ich hatte große Angst! Mein Vater und mein Bruder wurden getötet. All diese Erlebnisse zusammen haben mich stark belastet. Ich konnte nicht mehr im Irak bleiben.Wie sind Sie dann nach Deutschland gekommen?Auch in der Türkei habe ich mich nie sicher gefühlt. Ich wollte weit weg vom Irak. Mehrmals bin ich in ein kleines Boot gestiegen und habe versucht, Griechenland zu erreichen. Beim fünften Mal hat es geklappt; das war sehr gefährlich, da ich nicht schwimmen kann. Weiter ging es zehn Tage zu Fuß und mit dem Zug nach Österreich, dann mit dem Bus nach München. Deutschland war mein Ziel. Mein Onkel aus den USA hatte in Deutschland gelebt, er sagte, dass man hier etwas aus sich machen kann. Am Ende bin ich in Hamm in einem Camp gelandet. Nach einigen Monaten habe ich eine Wohnung und eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Ab diesem Moment war ich sicherer, auch wenn ich ganz alleine ohne meine Familie in Deutschland bin. Im Moment warte ich auf die Bewilligung des deutschen Passes. dann werde ich meine Mutter endlich wieder besuchen können, die in der Türkei wohnt. Wie war die erste Zeit in Deutschland?Ich hatte anfangs keinen Kontakt zu Deutschen. In den Sprachkursen ist man unter sich. Ich war oft krank, konnte aber nicht zum Arzt gehen, weil ich nicht erklären konnte, was ich hatte. Ich habe mich so fremd gefühlt, ohne die Sprache zu können. Mein Englisch ist nicht gut. Ich bin zum Arbeitsamt gegangen, weil ich arbeiten wollte. Dort hat man mich in eine sechsmonatige Maßnahme auf dem Bau vermittelt. Wie sind Sie in die Einrichtung Liebfrauen Hamm Pflege + Wohnen gekommen?Ich habe mich um ein Praktikum bemüht und konnte in der Haustechnik arbeiten. Nach dem Praktikum haben wir ein kleines Fest gefeiert und ich habe etwas gekocht. Daraufhin hat mir unsere Einrichtungsleiterin Meike Kemper eine Ausbildung als Koch angeboten. Ich war so glücklich, auf einmal hat sich alles geändert. Die Berufsschule war eine Herausforderung, ich habe mich weiterentwickelt, aber habe die Ausbildung doch abgebrochen. Trotzdem habe ich einen Arbeitsvertrag bekommen. Ich habe mich weiterentwickelt und als unser Küchenleiter wegen Krankheit ausfiel, habe ich seine Aufgaben übernommen: Bestellungen, Speisepläne – ich hatte so etwas nie gemacht, aber es hat geklappt. Die Einrichtungsleiterin Meike Kemper und die Pflegedienstleiterin Birgit Busemann waren immer für mich da und haben mich gefördert. Das werde ich nie vergessen, sie waren der Grund, dass ich so viel erreichen konnte. IN VIA: Neue Wurzeln schlagenIn dieser Zeit konnte ich viel lernen und habe es geschafft, budgetsparend zu wirtschaften. Darauf bin ich sehr stolz.Wie kam es zu den beiden Weiterbildungen zum Nachhaltigkeitsmanager und zum Heimkoch für Ernährungsmanagement (IHK)?Frau Kemper hat mich gefragt, ob ich die Weiterbildung zum „Nachhaltigkeitsmanager“ machen möchte, und ich bin so ein Typ, der immer weiter lernen möchte. Aber ich hatte Angst, dass ich Fehler mache oder Dinge nicht richtig verstehe oder falsch ausspreche. Ich hatte wirklich Angst, dass ich ausgelacht werde. Aber in der IN VIA Akademie haben mir die Bildungsreferentin Xenia Romadina und die Dozentin Christine Klöber sofort das Gefühl gegeben, dass ich hier richtig bin. Ich habe schnell gemerkt, dass man mir hier helfen wird. Auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr nett, und ich bin nach Hause gegangen und war glücklich. Ich habe auch im IN VIA Hotel übernachtet und man fühlt sich dort einfach wohl. Ich fühle mich in der Akademie sehr wohl und sicher. Auch die zweite Weiterbildung zum „Heimkoch für Ernährungsmanagement (IHK)“ ist super, auch wenn ich zunächst wieder Sorgen hatte. Aber der Dozent Herbert Thill, die Bildungsreferentin Manon Lange-Wagner und die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterstützen mich zu jeder Zeit. Im Oktober 2024 mache ich meinen Abschluss zum „Heimkoch“. Wenn es sich ergibt, werde ich danach zu weiteren Bildungsveranstaltungen wieder in der Akademie sein!Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?Es ist etwas Besonderes für mich, in einer Altenhilfeeinrichtung zu arbeiten. Ich bin oft im Wohnbereich und treffe die Bewohnerinnen und Bewohner. Wir sind wie ganz normale Freunde. Ich habe ein Projekt: Ich koche mit ihnen und wir sammeln gemeinsam Rezepte von früher. Das macht alles komplett anders für sie, und es freut mich so sehr, dass sie etwas Abwechslung haben. Im Küchenteam verstehen wir uns super, es ist wie meine neue Familie. Hamm ist meine zweite Heimat geworden, die Einrichtung Liebfrauen Hamm Pflege + Wohnen ist wie ein zweites Zuhause für mich.